Vielleicht fragst du dich, was wir mit dieser Frage bezwecken wollen, immerhin würde jeder sie auf Anhieb mit “Ja” beantworten. Leider höre ich immer und immer wieder, dass Menschen ihre Grundgefühle abgesprochen bekommen, wenn sie selbst einer anderen Hautfarbe angehören, eine andere Sexualität besitzen oder geistige Einschränkungen haben. Auch Kindern und Jugendlichen wird die Liebe gerne verwehrt. Schmunzelst du grade und schüttelst den Kopf? Glaubst du, dass wir wirklich in einer so aufgeklärten Welt leben?

Leider ist das nicht so. Homosexuellen wird immer wieder nachgesprochen, dass sie nicht lieben können und nur das Eine wollen. Klar, viele, die man so sieht, zeigen das nach außen hin, doch wenn man sich einmal intensiver mit der Thematik befasst, sieht man, dass noch viele mehr glücklich verheiratet sind. Meist länger, glücklicher und intensiver als manche Heteropartnerschaften. Das Gleiche gilt auch für Menschen anderer Herkunft.

Worauf ich allerdings am meisten den Fokus legen möchte, sind Menschen mit geistigen Einschränkungen. Viele glauben nicht, dass diese genauso lieben können wie diejenigen, die keine Einschränkungen haben, da sie ja die geistige Reife nicht besitzen. Kim hatte bereits hier über Krankheiten in Beziehungen gesprochen.

Es kann sein, dass ein Mensch, der geistig nicht auf dem Stand seines Körpers ist, nicht die gleiche Form der Liebe fühlt wie der Rest der Welt, aber kannst du mir garantieren, dass du die gleiche Form verspürst wie ich?

Ich habe in der Zeit meines FSJ in einer Behindertenwerkstatt eines gelernt: Es gibt keine herzlicheren und liebevolleren Menschen als die, die eine geistige Einschränkung besitzen. Sie freuen sich, dich zu sehen, sagen dir tausendfach, dass sie dich gerne haben und wenn du einige Tage nicht da bist, ist ihr Vermissen riesig. Gerade, da sie diese Einschränkungen haben, nehme sie Gefühle oftmals sogar stärker wahr als wir.

Vielleicht empfinden sie nicht wie du und ich, doch ich würde ihnen niemals das Lieben absprechen, im Gegenteil, manchmal glaube ich, dass sie noch die Urform des Liebens beherrschen, die wir aufgrund all der gesellschaftlichen Einflüsse und des gesellschaftlichen Drucks, gerne vergessen.

Sie sind rein in ihrem Handeln und Denken und können so ganz genau unterscheiden, was und wen sie mögen und was und wen nicht. Manchmal schaffen sie es kaum, das zu kommunizieren, was traurig ist, gerade wenn man als empathischer Mensch sieht, dass etwas mit ihnen gemacht wird, was sie nicht möchten, sei es nur, dass sie umgezogen werden. Aber ich bin mir sicher, dass sie lieben können, mehr und intensiver als manch einer von uns, der keine Einschränkungen besitzt. Das Gleiche gilt für Kinder. Du kennst sicher das Sprichwort “Kindermund tut Wahrheit kund.”

Wenn ein Kind dir sagt, dass es dich nicht leiden kann, meint es das auch so. Wir sagen auch immer gerne, dass Kinder grausam sein können. Natürlich, denn sie sind sich selbst der Mittelpunkt der Welt, gleichzeitig ist dadurch ihre Liebe, die sie anderen schenken reiner, als wir glauben. Warum sollten sie sonst einen Menschen nehmen und neben sich in ihren eigenen Mittelpunkt stellen? Warum sollten sie sonst beginnen, ihre Herzen zu öffnen?

Natürlich brauchen sie Aufmerksamkeit, denn das Dazugehören gehört zu unseren Urinstinkten. Es handelt sich hierbei um das Grundbedürfnis der Nähe, doch es gibt einen Unterschied zwischen dem “Ich möchte dazugehören” und “Ich liebe dich”, und diesen beherrschen bereits die Kleinsten unter uns.

Und wer hat bitte angefangen, zu behaupten, dass die Liebe, die ein Jugendlicher empfindet, nicht der unseren entspricht? Klar, in dieser Zeit wechselt man häufig den Partner, probiert sich aus, glaubt, jedes Mal es ist die eine, wahre, große Liebe. Fallen die Kids dann nicht am Ende jeder dieser Lieben in ein tiefes Loch? Sie kommen schneller wieder raus, doch ich würde behaupten, dass auch ihre Liebe wahrhaftig ist. Sie ist vielleicht anders als die Liebe, die ein Erwachsener erfährt, aber nur, weil die Umstände andere sind. Sie müssen sich sorgen, welche Note sie morgen bekommen, während wir uns darüber sorgen müssen, morgen noch ausreichend Essen im Haus zu haben. Diese Grundsorgen verändern unsere innere Einstellung und oft bleibt das Verstehen aus. Deswegen glauben wir, dass ein Jugendlicher anders liebt, nur weil er anders lebt. Er besitzt noch nicht die Erfahrung, weiß vielleicht nicht, dass es sich hier und da mal zu kämpfen lohnt, doch ich bin mir sicher, dass es genauso Liebe ist.

Also meine Antwort auf die Frage: Ja, jeder kann lieben. Liebe ist ein undefinierbares Gefühl und niemand weiß wirklich, wie es sich anfühlt. Sie kann schmerzhaft und wohltuend sein, sie gibt uns Kraft, kann sie uns aber auch rauben. So vieles ist in ihr verankert und ich bin mir sicher, dass du nicht so liebst, wie ich es tue und umgekehrt. Denn wir sind unterschiedlich und so wie die Millionen Seelen auf der Welt gibt es unzählige Formen der Liebe. Wichtig ist, dass du sie fühlst, wie du sie fühlst und nicht unterdrückst, denn sie hilft uns weiter.

Wurde dir deine Form der Liebe schon einmal abgesprochen? Vielleicht als Jugendlicher? Schreibe uns gerne hier in die Kommentare oder auf Facebook oder Instagram. Gerne stehen wir dir auch für einen privaten Austausch über unsere E-Mail-Adresse sorgen@kbookshelf.de zur Verfügung und antworten dir, so schnell es uns möglich ist.

Kya

Wir haben bereits einen Beitrag zu Menschen mit Behinderung geschrieben, den findest du hier.

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09.02.2022 Kann jeder Lieben?

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