Ein paar, die das hier lesen, kennen mich, aber für die, die mich noch nicht kennen, stelle ich mich kurz vor und erkläre auch dazu, warum ich über dieses Thema schreibe.
Mein Name ist Kim und ich habe eine angeborene Muskelerkrankung. Keine Sorge, hier kommt jetzt nicht meine Lebensgeschichte.
Es geht mir eher darum, mal zu sagen, dass jeder Mensch gleich behandelt werden sollte, so wie es Kyara schon in ihrem Blogbeitrag “Vorurteil” schrieb.
Es gibt Menschen mit einer offensichtlichen Behinderung oder sagen wir Beeinträchtigung, da viele das Wort Behinderung nicht mögen. Angefangen bei einer körperlichen, zu einer geistigen Beeinträchtigung oder einer, die man nicht sofort sieht. Sie existiert dennoch und das ist das Problem. Menschen bekommen Stempel, den sie nicht verdienen.
Nehmen wir mich. Ich bin extrem dünn, da ich durch jede Bewegung quasi Hochleistungssport betreibe und dadurch schneller verbrenne wie andere. Dazu kommt, dass ich im Jugendalter zu schnell gewachsen bin und meine Wirbelsäule dadurch schief wurde. Im Klartext, man sieht mir meine Beeinträchtigung an, dumm bin ich allerdings nicht. Dennoch verurteilt man mich, sobald man mich sieht, ohne mich zu kennen. Denn die Menschen sehen mich oder einen anderen Beeinträchtigten und denken: Behinderung = geistig behindert = dumm / nichts im Kopf. Aber das ist falsch.
Nur, weil ich eine Beeinträchtigung habe, könnt ihr ganz normal mit mir reden und müsst nicht langsamer oder lauter reden wie normal.
Ja, ich gebe zu, habe ich einen Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung getroffen, dachte ich auch immer “der arme Mensch”, aber tut mir den gefallen und beobachtet diese Menschen mal (aber bitte unauffällig und nicht anstarrend, denn sie sind keine Zirkusattraktion). Ihr werdet feststellen, wie viel sie lachen. Wusstet ihr, dass es gleichzeitig ein Segen sein kann geistig beeinträchtigt zu sein? Sie müssen sich um nichts Gedanken machen. Wenn du wie ich, ein Vieldenker bist, kann dich das so manche schlaflose Nacht kosten.
Was ich damit sagen möchte, es hat alles seine positive und seine negative Seite. Ich konnte früher normal laufen, nicht unbedingt rennen aber gehen. Mittlerweile muss ich mich immer festhalten, aber ich trainiere und gebe die Hoffnung nicht auf, dass es besser wird.
Ich habe auch schon viel erlebt und viele Menschen kennengelernt. Ich bin eine gute Beobachterin und kann euch verraten, jeder Mensch hat eine Beeinträchtigung, ob er will oder nicht. Der eine sieht schlecht, der andere hört wenig, einer ist zu klein, der andere hat ständig was am Magen und so weiter. Keiner ist perfekt, aber gut, genau so, wie er ist.
Ich habe gute Tage und weniger gute. Ich habe einen wunderbaren Mann an meiner Seite, der mich liebt, wie ich bin. Eine wundervolle Familie und tolle Freunde.

Mein Mann und ich gehen gerne spazieren und ja dann sitze ich im Rollstuhl. Denn dieser begleitet mich draußen, da es sonst zu anstrengend wird. Aber hey, das kann auch ein Vorteil sein, so muss man den Einkauf zum Beispiel nicht tragen. Es nervt zwar manchmal, dass die Leute einen anstarren müssen, aber ich mache das Beste daraus. Bin ich mit meiner Familie unterwegs, kann es passieren, dass etwas zu den glotzenden Menschen gesagt wird. Mein Mann ist da eher der ruhige wie ich. Er schimpft hinterher 😀 und ich wiederum denke mir meinen Teil.

Ein kleines Beispiel :
Wir waren am Wochenende spazieren. Es war bitterkalt, aber die Sonne war herrlich. Gut in eine Decke eingemummelt liefen wir los und unterhielten uns nett. Wir waren fast am Ende unseres Rundweges, da hörte ich schon ein Mädchen nach ihrer Oma rufen. Bei Kindern graust es mir manchmal, da sie gemein sein können. Und ich wusste schon warum. Wir gingen an Oma, Mutter und Kind vorbei, begrüßten sie und das Kind verstummte. Es lief uns hinterher und rief ganz laut “Mama schau mal! Wie sieht die denn aus?” Man sah, dass es der Mutter total unangenehm war. Sie hat sich versucht zu retten, indem sie sagte “ja ne, das Mädchen hat eine hübsche Decke um bei dem kalten Wetter.” Und ich dachte mir nur: “das hat sie jetzt nicht gesagt? Etwas besseres ist ihr nicht eingefallen?”
Wir gingen weiter und die Mutter nahm das Mädchen, welches uns immer noch hinterherlaufen wollte, an die Hand. Mein Mann versuchte, sich zusammenzureißen, und schimpfte, dass es ja nicht an den Kindern liegt sondern an den Eltern und das Kinder ja immer nur aussprechen, was sie gerade denken. Ich für meinen Teil dachte mir, ohne es böse zu meinen, dass das Mädchen vielleicht auch eine Behinderung hatte. Wie du siehst, habe selbst ich manchmal Vorurteile.

Um das Ganze nun abzuschließen, kann ich nur sagen, Urteile nicht über einen Menschen mit Beeinträchtigung, den du gar nicht kennst. Diese Menschen haben es schon schwer genug, nehme sie wie jeden anderen auch, denn so fühlen sie sich akzeptiert und auch gewollt.

Eure
Kim

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13.03.2021 Menschen mit Behinderung

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