Liebe Menschen auf Social Media,

ich weiß nicht, wie es euch ergeht, aber ich liebe meine Eltern und vor allem auch meine Großeltern über alles. Natürlich weiß ich, dass irgendwann ihre Zeit gekommen ist, wie es bei zwei von ihnen leider schon der Fall war. Doch ich habe noch zwei und versuche, all die Zeit, die ich mit ihnen verbringen kann, zu nutzen.
Ich liebe sie über alles.
Aber erst einmal eine kleine Geschichte von mir. Meine Eltern sind beide Vollzeit berufstätig und daher war ich als kleines Kind viel bei meinen Großeltern mütterlicherseits. Sie lebten fast Tür an Tür mit uns. Jeden Tag bekam ich meine Leibspeise und mein Opa verbrachte viel Zeit mit mir, indem wir spazieren gingen, die Stadt erkundeten oder einfach nur mit der Bahn von Station zu Station fuhren. Gemeinsam liebten wir es, die zwei Kirmessen unsicher zu machen und er schoss immer wieder Fotos von mir an einem Schießstand. Seine Leibspeise war zu dieser Zeit Currywurst.
Leider wurde er recht früh schwer krank, vermutlich durch die Arbeit die er früher auf Dächern ausübte. Er litt unter Kehlkopfkrebs, doch glücklicherweise überlebte er, sogar so, dass er seine Stimme behalten durfte. Doch bei einer Operation verlor er einen großen Teil seiner Lungenkapazität, da ein Lungenflügel zusammensackte. Immer wieder kämpfte er mit sich selbst und mit der Gesellschaft, die das schwere Atmen, das Husten und das Spucken nicht verstanden.
Im letzten Jahr begann es, dass wir regelmäßig um ihn bangen mussten. Er brach zusammen und niemand fand den Grund dafür heraus. Jedes Mal wieder kämpfen wir mit den Tränen und der Angst, dass er nicht wieder kommt. Doch er schaffte es. Er kämpfte. Für seine liebste Frau, seine Tochter und uns, seine Enkelkinder.
Er bekam ein neues Spray und schon ging es ihm ein wenig besser. Doch dann kam 2020 und mit ihm Covid-19. Ich weiß, viele streiten darüber, bezüglich der Maßnahmen, der Ängste und auch des Virus selbst. Ich kenne mittlerweile einige Menschen, die dieses Virus bereits hatten, mit leichten und schweren Verläufen, glücklicherweise allerdings ohne Tod.
Warum ich es anspreche, mein Opa kämpft auch heute für uns und das Leben, doch wenn ich dann sehe, wie viele Menschen sich ihm gegenüber in die Bahn setzen, während er offensichtlich am Sauerstoffgerät hängt und ihre Maske nicht aufziehen, macht mich das traurig.
Ja, die Masken sind nervig. Ja, man kann schwerer dadurch atmen, dass weiß ich als Asthmatiker selbst. Doch ich glaube auch ihr habt Eltern und Großeltern, die ihr über alles liebt, oder? Könntet ihr jemandem verzeihen, der willentlich Schuld an ihren Tod ist?
Klar kann man hier auch sagen: Die Grippe ist schlimmer. Ja, vielleicht. Aber 1. kann man sich gegen die Grippe impfen und 2. geht es einem bereits nach nicht einmal 2 Tagen so schlecht, dass man das Haus nicht mehr verlässt.
Ich möchte niemanden von etwas anderem als seinen eigenen Glauben überzeugen, doch ich möchte hier einmal meine Angst äußern. Ich weiß, irgendwann wird mein Opa mich verlassen, doch heute ist nicht der Zeitpunkt und morgen auch noch nicht. Er kämpft und er will leben. Er tut dies alles für uns und ich möchte, dass das so bleibt.
Denkt an eure Liebsten, denkt daran, wie fertig es euch macht, wenn sie gehen würden und dann bitte ich euch, tragt eure Masken. Denn ihr schadet niemandem, wenn ihr es tut, aber ihr könntet erheblichen Schaden anrichten, wenn ihr es unterlasst.
Ich meine, ihr lauft auch nicht mit einem Messer herum, stecht einmal bei einer Person zu und glaubt, sie schafft das schon, oder dass es nicht existiert, oder?
Bitte, tut mir und allen liebenden Töchtern, Söhnen, Enkelinnen und Enkel da draußen den Gefallen und helft euch, seid menschlich und liebend. Das ist es, was unsere Gesellschaft prägt und ich glaube daran, dass diese Form der Liebe in jedem Menschen steckt.
Ich wünsche euch, alles Gute und Liebe und bleibt gesund, egal vor welcher Krankheit.

Wenn du fragen, Sorgen oder Ideen hast kannst du uns gerne ins Gästebuch schreiben oder du sendest uns eine E-Mail unter: sorgen@kbookshelf.de oder joine unserem Discordserver.

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04.01.2021 – Brief einer verzweifelten Enkelin

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